Die automatisierte Bildung der Rettungsgasse für Einsatzfahrzeuge
Elf bundesweit agierende Partner forschen und erproben die automatisierte Bildung einer Rettungsgasse mithilfe der Künstlichen Intelligenz.
Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) wissen aus ihrer praktischen Erfahrung, dass die Rettungsgasse sehr oft aufgrund verspäteter Wahrnehmung eines herannahenden Rettungsfahrzeugs nicht mehr gebildet werden kann und sich dadurch das therapiefreie Intervall vergrößert bzw. die Hilfsfrist verlängert. Dabei zählt in Notsituationen, wie bei Verkehrsunfällen und Unglücken, jede Sekunde, und eine schnell und korrekt gebildete Rettungsgasse kann lebensrettende Auswirkung haben. Rettungsdienstverbände schätzen, dass ein um vier Minuten früheres Eintreffen der Einsatzkräfte die Überlebenschancen um bis zu 40% steigert, das heißt, dass die Überlebenschancen von Schwerverletzten durch schnellstmögliches Eingreifen signifikant erhöht werden kann. Eine korrekt und rechtzeitig gebildete Rettungsgasse ist jedoch selten vorzufinden und ohne das vorausschauende und umsichtige Handeln aller Verkehrsteilnehmer schwierig umzusetzen. Vielen Autofahrern fehlt der Überblick über die Situation des gesamten Verkehrs um sie herum, weshalb sie oft nicht richtig reagieren. So bleiben die Einsatzfahrzeuge im Stau stecken und verlieren wertvolle Zeit.
Am 1. Januar 2021 startete der Lehrstuhl für Mechatronik in Maschinenbau und Fahrzeugtechnik (Fachbereich Maschinenbau und Verfahrenstechnik) der Technischen Universität Kaiserslautern das Projekt AORTA (Automatisierte Bildung von Rettungsgassen in komplexen Szenarien durch intelligente Vernetzung). Unter der Leitung von Herrn Professor Naim Bajcinca leisten bundesweit elf Partner unterschiedlicher Disziplinen einen Beitrag zum Forschungserfolg dieses technisch hoch anspruchsvollen Projektes.
Der ASB Kaiserslautern bringt dabei seine langjährigen Erfahrungen als aktiver BOS-Akteur im Rettungsdienst / Krankentransport und Katastrophenschutz ein. Grundlegende Idee ist es, dass bei einem Notfalleinsatz Verkehrsteilnehmer rechtzeitig über das Herannahen eines Notfallfahrzeuges informiert werden, um so frühzeitig reagieren und freie Bahn schaffen zu können.Technisch soll dies mit Hilfe von Algorithmen der Künstlichen Intelligenz und der Einführung einer Kommunikationsstruktur erreicht werden. Dabei ist neben der Kommunikation der Fahrzeuge untereinander auch die Einbindung weiterer Infrastruktur - bspw. durch gezielten Eingriff in die Steuerung der Lichtzeichenanlagen - geplant.
Das Projekt ist richtungsweisend für alle Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben, da auch die Sicherheit des Einsatzpersonals durch eine automatisiert gesteuerte Rettungsgasse deutlich erhöht wird.
Bürgerbeteiligung
Was hat das mit Bürgerbeteiligung nun zu tun? Das Projekt befindet sich aktuell in der Umsetzung. Dabei ergeben sich ständig neue Problemstellungen, welche es kreativ zu lösen gilt. Aktuell geht es darum, betroffene Ampeln entlang der Einsatzroute länger auf grün zu stellen, damit Einsatzfahrzeuge ohne Behinderungen durch den Verkehr kommen. Im Gegenzug werden an Kreuzungen andere Ampeln länger auf rot stehen müssen. Damit rote Ampeln – insbesondere wenn sie länger als sonst zum Anhalten zwingen – die Verkehrsteilnehmenden nicht zum Fehlverhalten verleiten, sollen die Ampeln mit einem besonderen Ampelsymbol auf den Notfalleinsatz hinweisen. Ein zusätzliches Lichtsignal, das es bislang deutschlandweit im Straßenverkehr noch gar nicht gibt, soll die Information vermitteln.
Über das Online-Portal www.klmitwirkung.de sind Bürgerinnen und Bürger ab dem 23. September aufgerufen, aktiv mitzuwirken, um ein geeignetes Erkennungssymbol zu bestimmen. Neben den bereits bestehenden Vorschlägen können auch eigene Ideen für eine etwaige Folgeabstimmung eingereicht werden. Die herzliche digitale Stadt freut sich über möglichst viele Mitwirkende im Rahmen der Umfrage. Weitere Informationen zu AORTA sind im Internet unter www.aorta-projekt.de eingestellt